Kupfer im deutschen Kabelmarkt

Im deutschen Kabelgeschäft wird Kupfer häufig separat berechnet. Dies mag für Geschäftspartner aus anderen Regionen verwirrend sein, daher versuche ich, die Idee hier zu erläutern.

Es gibt grundsätzlich vier unterschiedliche Methoden, wie Kabel in Deutschland angeboten werden:

• „Hohlpreis": Hier wird ein Kabel ganz ohne Kupfer angeboten. Der Kupferpreis wird bei der Lieferung gemäß der am Bezugsdatum (meist der Tag der Auftragsbestätigung) gültigen Kupfernotierung zusätzlich berechnet. Diese Vorgehensweise ist im Energiekabelgeschäft üblich.
• „Kupferbasis 100" bedeutet, der Angebotspreis enthält Kupfer zu einem angenommenen Kurs von 100€/100kg. Die Kupfermenge wird zusätzlich mit der Differenz zwischen dem am Bezugsdatum gültigen Kupferkurs und 100€/100kg berechnet. Kupferbasis 100 wird oft im Telekommunikationskabelgeschäft verwendet.
• „Kupferbasis 150" sagt, dass der Angebotspreis Kupfer zu einem fiktiven Kurs von 150€/100kg enthält. Zusätzlich zu diesem Basispreis wird der Kupferpreis gemäß der Differenz zwischen der am Bezugstag gültigen Kupfernotierung und dem angenommen Betrag berechnet. Diese Kupferbasis ist im Industriebereich für die dort verwendeten flexiblen Steuerleitungen und Motorleitungen gängig.
  In Österreich verwendet man stattdessen die Kupferbasis 130. Die Berechnungsmethode ist die gleiche, aber eben mit einem anderen Basiswert. die Gründe hierfür sind historische und beruhen auf den unterschiedlichen Währungen in Europa vor Einführung des Euro.
• „Vollpreis": Ein Kabel wird komplett mit dem enthaltenen Kupfer angeboten. Es wird kein Kupferzuschlag berechnet, unabhängig von den jeweiligen Metallnotierungen. Dies bedeutet ein großes Risiko für den Hersteller und daher wird diese Methode fast nur bei Signal- und Datenkabeln mit geringem Kupfergehalt verwendet.

Der Vorteil dabei, die Kupferberechnung vom Kabelpreis zu trennen, ist die langftristigere Preisstabilität und damit eine größere Zuverlässigkeit der Angebote für den Kunden. Auf Vollpreise wird oft nur eine Angebotsgültigkeit von drei Tagen gewährt, was oft nicht ausreicht, eine Bestellung auszulösen. Dann muss der Einkäufer oft ein tagesaktuelles Angebot nachfordern. Ein Angebot auf Kupferbasis 150 bleibt in der Regel mehrere Wochen gültig und der Kupferzuschlag wird auf die tagesaktuelle DEL-Notiz angepasst. In längerfristigen Lieferverträgen wird oft ein monatlicher Mittelwert der Kupfernotierung vereinbart. So hat der Einkauf in jedem Fall genug Zeit zu bestellen, ohne Verluste durch kurzfristige Kursschwankungen zu riskieren.

Kupferzahl:

Um den Kupferzuschlag auf die aktuelle Kupfernotierung anzupassen, benötigt man die Kupferzahl des angebotenen Kabels. Um diese zu erhalten, multipliziert man für ungeschirmte Kabel den Nennquerschnitt der Adern mit 9,6. Dieser Faktor berücksichtigt die Längenreduktion durch die Verseilung ebenso wie produktionsbedingte Mehrverbräuche als Mittelwert. So können Kabel mit der gleichen technischen Leistung, in diesem Fall die Leitfähigkeit, auf einer vergleichbaren Preisbasis angeboten werden.

Aber bei der Kupferzahl für geschirmte Kabel können sich Abweichungen ergeben. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Kupferabschirmung mit einer vorgegebenen Abschirmwirkung zu konstruieren. Dadurch kann es sein, dass verschiedene Kabelhersteller geschirmte Kabel mit manchmal nennenswerten Unterschieden in der Kupferzahl anbieten.

Resumée:

Beim Kauf ungeschirmter Kabel kann jeder die Kupferzahl leicht überprüfen: man summiert alle im Kabel enthaltenen Kupferquerschnitte (in mm²) und multipliziert diese Summe mit 9,6. So erhält man die Kupferzahl in kg/km.

Beim Kauf geschirmter Kabel sollte man in den Angeboten unterschiedlicher Lieferanten nicht nur den Preis, sondern auch die Kupferzahl vergleichen. Wenn der Kupferschirm bezüglich der Kupferzahl optimiert wurde, bekommt man möglicherweise die gleiche Abschirmwirkung zu einem günstigeren Preis. Dies erkennt man an der niedrigeren Kupferzahl. 

Die aktuellen Metallnotierungen für Kabel finden Sie hier.