Wie entstanden die ersten Category 7 - Kabel?
Mitte der 1990er Jahre entdeckte Dipl.-Ing. Jörg Bör, dass die Messwerte der Hochfrequenz-Übertragungseigenschaften letztendlich durch die Anschlusstechnik der Prüflinge an die Messgeräte begrenzt waren. Durch Optimierung der Anschlüsse fand er heraus, dass paargeschirmte Datenkabel erheblich bessere Werte im Nahnebensprechen und auch eine gleichmäßigere Eingangsimpedanz aufwiesen. Dadurch konnten sie erheblich höhere Frequenzen übertragen. Diese Erfahrungen wendete er auf existierende Leitungen an und führte weitere Produktoptimierungen durch.
Als die neu spezifizierten Produkte gelauncht wurden, hielt niemand diese nahezu astronomischen Spezifikationen für seriös. Erst als ein sehr namhafter Wettbewerber Datenblätter mit ähnlichen Werten veröffentlichte, wurde die Neuigkeit ernst genommen.
Nun entwickelte sich ein Wettkampf zwischen den beiden Anbietern. Nahezu wöchentlich wurden Datenblätter überarbeitet und letzte MHz oder dB aus den Kabeln herausgemessen. Als beide Seiten die physikalischen und technischen Grenzen erreichten, setzte man sich zusammen und veröffentlichte den deutschen Normentwurf E-DIN 44312. Dieser wurde jedoch von internationalen Gremien als überflüssig und nicht anwendungsrelevant abgelehnt. Dennoch wurden unzählige Bürogebäude mit diesen neuen Kabel ausgestattet, da die Lebensdauer einer Büroverkabelung auf mindestens 20 Jahre spezifiziert ist und niemand vorhersagen konnte, welche Anforderungen sieben Computergenerationen später erforderlich sein würden. Im Laufe der Jahre erreichten die neuen Datenkabel in Europa einen Marktanteil von 80%!
Erst als im Zusammenhang mit der Gigabit Ethernet nach IEEE 802.3ab eine neue Kabelklassifikation erforderlich wurde, setzten die europäischen Delegationen in der IEC die heutige Category 7 als High End Level über der technisch für die Applikation ausreichenden Category 6 durch. Der Hinweis auf die bereits immense installierte Basis war dabei ein gutes Argument.
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